Nelly Frei, *1958, Bellinzona

Werke mit Naturmaterialien gestaltet, eröffnen einen Blick auf den Zerfall und die Rückbildung von Pflanzen. Es sind Symbolwerke der lebendigen Wechselbeziehung von verdichteter Energie und Leere.

Ausgangsmaterial der Rosette sind Olivenblätter der Olivenbäume aus dem Garten der Künstlerin. Die Blätter werden mit Garn zu einem Kreisobjekt zusammengenäht - ein langsamer, meditativer Vorgang. Diese Arbeit erfordert Geduld aber auch Sorgfalt zum Material.

Ein Kreis hat weder Anfang noch Ende, weder Richtung noch Orientierung. Er ist Sinnbild der Ewigkeit, des Unendlichen, des in sich Geschlossenen und ist zudem ein geometrisches Element - in der platonischen Philosophie die vollkommenste Form. Der Kreis ist ebenso ein Symbol für die Erde und den Lebensraum des Menschen. Das Olivenblatt steht für Hoffnung und neues Leben.

Mit dem Zusammennähen der Blätter gibt ihnen die Künstlerin eine neue Aufmerksamkeit. Der visuelle, der haptische, aber auch der olfaktorische Sinn werden angesprochen. Einige Blätter bleiben grün, andere vertrocknen oder werden braun. Sichtbar wird der Kreislauf des Lebens, aber auch die Verletzlichkeit und Vergänglichkeit der Natur.

Die letzten 15 Jahre lebte die Künstlerin inmitten von landwirtschaftlich genutzten Böden. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf die intensive Feldbearbeitung in der Umgebung. Fragen beschäftigten sie: Werden die Probleme erkannt, mit denen die Landschaft zu kämpfen hat? Die bearbeitete Erde hätte oft eine bessere Pflege nötig.

In diesem Werk zeigt die Künstlerin eine Umkreisung dieser Themen, eine Verwandlung und Verdichtung des Gesehenen. Strukturen, Sorgfalt und Ordnung bestimmen den Bildinhalt.

Die Reduktion von Form und Material verweisen auf den Versuch, sparsam mit den wertvollen Ressourcen umzugehen, die uns die Natur schenkt. Dies im künstlerischen Schaffen wie im alltäglichen Leben. - ZERO WASTE